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Unterstützte Kommunikation – Wege zur Verständigung jenseits der gesprochenen Sprache

Interview mit Raphael Schmid, Logopäde im kbo-Kinderzentrum München

Manchmal sind Worte allein nicht ausreichend, damit sich ein Kind mitteilen kann. Unterstützte Kommunikation (UK) eröffnet alternative Wege der Verständigung. Logopäde Raphael Schmid vom kbo-Kinderzentrum München erklärt, was UK ist, in welchen Formen sie vorkommt – und wie Eltern Unterstützung finden können, wenn das Sprechen schwerfällt.

Was ist Unterstützte Kommunikation (UK) und wobei hilft sie konkret?

Raphael Schmid:
Unterstützte Kommunikation (UK) umfasst Methoden und Hilfsmittel, die Menschen helfen, sich mitzuteilen, wenn das Sprechen nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Ziel ist es, Kommunikation zu ermöglichen und Verständigung zu erleichtern – unabhängig davon, ob ein Kind oder Erwachsener sprechen kann.

Je nach individuellen Fähigkeiten kommen unterschiedliche Formen der Unterstützten Kommunikation zum Einsatz:

  • Körpereigene Kommunikationsformen, zum Beispiel lautsprachunterstützende Gebärden
  • Kommunikation über Objekte, etwa durch Auswahl bestimmter Gegenstände über Blickrichtung oder Handbewegung
  • Grafische Symbole, wie Fotos oder Bildkarten, auf die gezeigt wird
  • Technische Kommunikationshilfen, zum Beispiel Tablets oder dynamische Kommunikationsgeräte, die über Symbole und Sprachausgabe die Kommunikation erleichtern

So kann jedes Kind – unabhängig von seinen sprachlichen Fähigkeiten – Wege finden, sich mitzuteilen, verstanden zu werden und aktiv am sozialen Miteinander teilzunehmen.

Was kann ich tun, wenn ich merke, dass das Sprechen für mein Kind eine deutlich größere Herausforderung darstellt als für andere gleichaltrige Kinder und es sich dadurch kaum mitteilen kann?

Raphael Schmid:
Der erste Schritt ist in der Regel der Weg zur behandelnden Kinderärztin oder zum Kinderarzt. Dort kann bereits eine erste Einschätzung erfolgen. Wenn notwendig, stellt die Kinderärztin oder der Kinderarzt eine Überweisung für eine logopädische Abklärung oder eine logopädische Heilmittelverordnung aus. So kann gezielt überprüft werden, ob ein Förder- oder Therapiebedarf besteht.

Wie kann das kbo-Kinderzentrum in so einem Fall unterstützen?

Raphael Schmid:
In unserer Ambulanz an den Standorten Großhadern und Schwabing bieten wir umfassende Sprachdiagnostiken an. Dabei betrachten wir die Sprachentwicklung immer im Zusammenhang mit der gesamten Entwicklung des Kindes. Im Anschluss erhalten die Eltern eine ausführliche Beratung sowie einen schriftlichen Bericht mit den Diagnostikergebnissen, den Beratungsinhalten und konkreten Empfehlungen für die nächsten Schritte.

Bei Kindern, die bereits ambulant logopädisch betreut werden und eine ausgeprägte Aussprachestörung haben, prüfen wir im Rahmen der Untersuchung, ob ein zweiwöchiger stationärer Aufenthalt zur intensiven Aussprachetherapie nach VEDiT® sinnvoll ist. Dieses spezielle Therapieangebot richtet sich an Kinder mit schweren Aussprachestörungen und bezieht die Eltern aktiv in den Therapieprozess mit ein.

Warum ist es so wichtig, Wege zur Verständigung jenseits der Sprache zu finden?

Raphael Schmid:
Kommunikation ist ein Grundbedürfnis und Teil unserer Identität. Wenn Kinder Möglichkeiten finden, sich mitzuteilen – egal ob mit Worten, Bildern, Gesten oder technischen Hilfsmitteln – stärkt das nicht nur ihre Teilhabe, sondern auch ihr Selbstbewusstsein. Unser Ziel ist es, jedem Kind eine Stimme zu geben.