Richtig Sprechen mit Mund-Nasen-Schutz
Die aktuelle Coronavirus-Lage stellt uns nach wie vor in vielerlei Hinsicht vor Herausforderungen. Dazu gehört auch das Sprechen mit Mund-Nasen-Schutz und vor allem auch mit der FFP2-Maske, die für die meisten Deutschen mittlerweile ein stetiger Begleiter im (Berufs)Alltag ist.
Für unsere Eltern und Mitarbeiter*innen haben wir ein paar hilfreiche Tipps zum Thema Stimmhygiene von unserem Logopäden Raphael Schmid.
Herr Schmid, von „Stimmhygiene“ ist immer wieder die Rede – was steckt denn genau hinter diesem Begriff?
Unter dem Begriff „Stimmhygiene“ werden prophylaktische Maßnahmen und Verhaltensweisen zusammengefasst, die auf die Gesunderhaltung, Funktionstüchtigkeit und Leistungssteigerung von Sprech- und Singstimme gerichtet sind und dazu dienen, Stimmstörungen zu verhindern.
Was können Sie unseren Eltern und Mitarbeiter*innen diesbezüglich empfehlen?
Zunächst ist es empfehlenswert, sich vor sprechintensiven Situationen eine körperliche und stimmliche Vorbereitungsphase einzuplanen – hier kann es bereits vor einem sprechintensiven Arbeitstag helfen, während der morgendlichen Dusche Lieder im Radio mit zu summen und die Stimme somit aufzuwärmen. Auch können anschließende Lockerungsübungen, insbesondere der Nacken-, Kiefer- Schulter- und Rückenmuskulatur dazu beitragen, Verspannungen zu lösen, die sich wiederum auf die Stimme auswirken.
Das klingt lustig – d. h. Stimmhygiene kann auch Spaß machen?
Unbedingt! Wenn uns etwas Spaß macht, gelingt es uns natürlich schneller, uns neue Verhaltensweisen anzugewöhnen.
Gibt es auch Verhaltensweisen, die man vermeiden sollte?
Ja, man sollte Sprechen im Lärm und generell Schreien vermeiden. Das ist grade mit Mund-Nasen-Schutz oder FFP2-Maske herausfordernder, da man oft lauter sprechen muss, um verstanden zu werden. Wichtig ist beim lauteren Sprechen – und damit meine ich nicht Schreien – dass wir die Stimme nicht pressen, sondern Kraft aus der Atmung aus dem Bauch bzw. Zwerchfell schöpfen. Auch ist es für die Stimme ungünstig, wenn man sich sehr häufig räuspert.
Was kann man dann tun, wenn man einen Frosch im Hals hat?
Anstatt sich zu räuspern, ist es empfehlenswert zu summen, sich währenddessen mit den Händen locker auf die Brust zu klopfen und anschließend sachte zu husten. Dadurch kann man den Frosch häufig sogar besser wegkatapultieren. Und Sie werden interessierte Blicke ernten.
Gibt es hinsichtlich der Ernährung auch etwas, das man sich zum Wohle der Stimme angewöhnen sollte?
Absolut, das ist ein sehr wichtiger Punkt! Was ich von Kolleg*innen oder auch Eltern häufig höre: „Ups, heute habe ich noch gar nichts getrunken.“ Auch mir passiert es manchmal, dass ich zu wenig trinke. Man sollte als Erwachsene*r am Tag mindestens zwei Liter trinken – bevorzugt Wasser. Das kommt den Schleimhäuten der Stimme zugute. Ich habe mir beispielsweise angewöhnt, morgens zum Frühstück schon einen halben Liter Wasser zu trinken und habe im kbo-Kinderzentrum eine Ein-Liter-Flasche auf dem Schreibtisch stehen, die für mich immer sichtbar ist. Daher trinke ich regelmäßig über den Tag hinweg immer wieder einen Schluck. Säfte beinhalten häufig viel Säure und sollten wenn dann stark verdünnt getrunken werden; bestimmte Teesorten, so z. B. Kamille, wirken hinsichtlich der Schleimhäute eher austrocknend. Auch Kaffee, zuckerhaltige Getränke, Milchprodukte, sehr heiße, sehr kalte und scharfe Lebensmittel können säure- und schleimbildend wirken und die Stimme reizen – daher in Maßen genießen.
Vielen Dank für die hilfreichen Anregungen. Haben Sie abschließend noch einen Tipp, auf den man nicht sofort kommen würde?
Die Stimme hat auch immer mit unserer Stimmung zu tun. Wir erkennen bei einer uns bekannten Person meist schon am Telefon beim ersten „Hallo“, wie es der Person gerade geht. Die seelische und emotionale Befindlichkeit spiegelt sich in der Stimme wieder; daher ist in der Tat auch Stressbewältigung ein wichtiger Punkt zur Erhaltung einer gesunden Stimme, den man oft nicht im Blick hat. Gerade in Zeiten der Pandemie sind Phasen der seelischen und körperlichen Entspannung besonders wichtig.